NBBL Finale 2008
Nach einer durchwachsenen ersten Hälfte schaffte der amtierende Meister Team Urspring nach dem Seitenwechsel ein furioses Comeback und setzte Herausforderer ALBA Berlin speziell in den letzten zehn Minuten enorm unter Druck. Die Hauptstädter hielten bravourös dagegen, mussten sich am Ende jedoch vor 500 restlos begeisterten Zuschauern in der Georg-Sehring Halle mit 76:84 (24:15, 16:23,12:11, 24:35) geschlagen geben.
In einer intensiv geführten Partie sah es zu Beginn ganz danach aus, als sollte der amtierende Meister Urspring einen ähnlich guten Start wie im Halbfinale erwischen. Angetrieben von Maurice Stuckey übernahmen die Schelklinger eine erste Führung (4:8, 3. Minute). Im weiteren Spielverlauf waren es jedoch die jungen „Albatrosse“, welche in allen Belangen die Lufthoheit hatten. Während Andreas Seiferth unter den Körben aufräumte, so sorgte Sascha Schachowzew mit zwei Dreiern für die nötige Balance von außen (24:15).
Der klassisch Go-to-Guy Ursprings, Christian Standhardinger, fand offensiv überhaupt nicht seinen Rhythmus und sollte bis zur Pause lediglich vier Punkte auf seinem Konto haben. Stattdessen initiierte Mannschaftskapitän Frank Wiseler eine Aufholjagd, in dem er in kurzer Abfolge drei Treffer von „Downtown“ landete (27:26, 14. Minute). Berlin erholte sich von dem Schock schnell und konnte einen Führungswechsel zur Pause mit deutlich erhöhter Wachsamkeit in der Defensive verhindern (40:38).
Auf den Rängen schaukelten sich die Anhänger beider Lager gegenseitig hoch. Auf dem Feld nahm die Intensität eine an diesem Wochenende so noch nicht gesehene Dimension an. Jeder erfolgreiche Spielzug war von emotionalen Ausbrüchen der fünf aktiven Spieler, als auch der gesamten Bank begleitet. Ebenso die defensiven Stopps, die den Score kaum in die Höhe trieben (52:49).
Über die dauer von exakt drei Minuten sollte ALBA Berlin im letzten Viertel kein Korberfolg gelingen. Urspring indes schien endlich seinen Rhythmus gefunden zu haben und gewann mit einem 10:0-Lauf an Oberwasser (52:59, 33. Minute). Erst ein Dreier von Steven Monse beendete die quälende Flaute der Spreestädter aus dem Feld. Der Konter kam umghend von Kevin Bright, der ebenfalls aus der Distanz vollstreckte. Nur wenig später schlug der NBBL-Rookie of the Year abermals von jenseits der 6,25m- Linie zu, was ALBA-Trainer Henrik Rödl zu einer Auszeit zwang (58:70, 37. Minute). Bright setzte noch einen Dreier hinterher und brachte Urspring damit endgültig auf die Siegerstraße, auch wenn Berlin mit seiner starken Zonenpresse ordentlich Druck zu machen versuchte.
Nach 2007 setzt sich das Team Urspring zum zweiten Mal in Folge gegen die Konkurrenz durch – diesmal im Finale mit 84:76 gegen ALBA Berlin. Überglück präsentierte sich Felix Czerny nach der Titelverteidigung. „Wir sind nun für die harte Arbeit der vergangenen Monate belohnt worden. Unsere Defense in Halbzeit zwei brachte die Wende.“
Spiel und Platz 3: Breitengüßbach – Bonn/Rhöndorf 91:83 n.V.
Eine wahre Dreierflut setzte der TSV Breitengüßbach in der ersten Hälfte des kleinen Finales in Gang. Neun von 15 Versuchen aus der Distanz fanden bislang ihr Ziel, während das Team Bonn/Rhöndorf hauptsächlich durch gute Reboundarbeit glänzte – von den 17 gesammelten Abprallern griffen die Rheinländer derer elf am offensiven Brett ab. In der zweiten Hälfte kamen die Rheinländer zurück, doch der Sieg ging mit 91:83 (22:17, 25:23, 17:21, 10:13, 17:9) an die Franken – nach Verlängerung.
Wie sich die Bilder glichen. Wie bereits im Halbfinalspiel verschlief das Team Bonn/Rhöndorf die Anfangsminuten. Trotz vieler Wurfchancen wurden diese nicht konsequent genutzt, um Breitengüßbach unter Druck zu setzen. Die Franken ihrerseits überzeugten durch gutes Ballmovement und sichere Schützen. Besonders Dimitry McDuffie legte im Anfangsviertel gleich elf Zähler auf – bei 100%-iger Trefferquote aus dem Feld. Trotz einem zwischenzeitlich zweistelligen Rückstand kamen die Rheinländer zur wieder heran, was sie zu großen Stücken Forward Fabian Thülig zu verdanken hatten (22:17).
Über die Distanz der ersten Hälfte gesehen agierte Güßbach auf einem konstanteren Level. Nachdem Dominique Tholey per Fastbreak-Dunk den Rückstand auf ein Minimun zurechtstutzte war es wieder am TSV, den Ton anzugeben. McDuffie hielt sich offensiv vornehm zurück, dafür spielte sich Shooter Stefan Dinkel in den Vordergrund. Der 19-Jährige versenkte im zweiten Abschnitt satte drei Würfe von jenseits der 6,25m-Linie und erhöhte die Differenz nahezu im Alleingang (47:40).
Es blieb auch nach dem Seitenwechsel dabei: Bonn/Rhöndorf verkürzte, Breitengüßbach zog davon. Thülig und Co. schafften es nie, das Momentum ganz zu ihren Gunsten kippen zu lassen. Der Hauptgrund fand sich in der Dreierquote des TSV, der gegen die Zonenverteidigung stets den freien – und sicheren – Schützen fand. Erst als die Spielgemeinschaft ihre Verteidigung intensivierte schrumpfte die Differenz auf ein erträgliches Maß zusammen (64:61).
Stets kratzte das Team Bonn/Rhöndorf am Ausgleich, doch erst ein Jumper von Tholey sorgte für ein Remis auf dem Scoreboard (66:66, 33. Minute). In einer Nervenschlacht par excellence schafften die Rheinländer durch einen Leger von Sebastian Winterhalter doch noch den Führungswechsel (71:72, 39. Minute). Mit einem Floater 10,6 Sekunden vor Schluss sorgte McDuffi e für das 74:74 – Verlängerung.
In der Extraspielzeit sorgten Güßbachs Michael Lachmann mit zwei Dreiern und McDuffi e mit einem Treffer von „Downtown“ für den Unterschied. Selbst taktische Fouls der Rheinländer konnten kein zweites Comeback herbeiführen, da der TSV an der Linie gute Nerven bewies (91:83). Sichtlich erfreut zeigte sich Volker Stix nach der Partie. „Meine Mannschaft hat unglaublich viel Herz gezeigt und nie aufegeben“, so der TSV-Coach. „Das Team kann sehr stolz auf sich sein.“
Halbfinale: ALBA Berlin – TSV Breitengüßbach 70:57
Vor 850 Zuschauern – darunter unter anderem die Nationaltrainer Kay Blümel und Frank Menz – entwickelte sich in der Georg-Sehring-Halle zu Langen eine von Beginn an unterhaltsame Partie. Erst gegen Mitte des letzten Viertels konnte Berlin eine zweistellige Führung herausspielen, die Güßbach nicht mehr kontern konnte. Mit 70:57 (17:16, 19:16, 18:19, 16:6) ziehen die Hauptstädter als erstes Team ins TOP4-Finale 2008 ein.
Tempo – das große Stichwort der Begegnung. Im ersten Viertel waren es die Hauptstädter, welche die Gangart der Partie bestimmten und schnell ihren Rhythmus fanden. Der souverän den Spielaufbau leitende Thomas Schoeps variierte das Tempo gut und stellte seine Nebenleute auch gegen die Breitengüßbacher Zonenpresse so clever auf, dass selbige schnell geknackt wurde (15:7, 5. Minute). Der TSV versuchte im Setplay über den ProB-erfahrenen Erik Land in Brettnähe zum Abschluss zu kommen, agierte insgesamt jedoch zu wenig agil bei seinen Halbfeldangriffen. Erst nach der Auswechslung Schoeps‘ vermochten die Franken den Rückstand abzuarbeiten und konnten die Partie wieder offen gestalten (17:16).
War Güßbachs Stefan Dinkel bereits Ende des ersten Abschnitts mit einem Treffer aus der Distanz aufgefallen, so legte der Guard nach der kurzen Pause einen weiteren Dreier nach. Der Vorjahresvierte behielt den aufgenommenen Schwung bei und zog weiter davon (19:25, 14. Minute). ALBA Coach Henrik Rödl brachte Schoeps zurück – umgehend kam Berlin zurück in die Partie (29:29, 18. Minute). Bis zur Halbzeitpause wussten die „Albatrosse“ sich einen kleinen Vorteil zu erspielen, wenngleich die anfängliche Dominanz abgeklungen war (36:32).
Nach dem Seitenwechsel erwischte Breitengüßbach den deutlich besseren Start. Mit mehr Engagement in der Verteidigung – zur Hälfte hatte Berlin zehn Offensivrebounds gesammelt – drehte die Truppe von Volker Stix den Spieß um und schöpfte aus der stabilen Defense heraus Selbstvertrauen für den eigenen Angriff (42:46, 25. Minute). Nach einem Dunking von Andreas Seiferth kippte kurzzeitig das Momentum zugunsten des Nordost-Champs, der von sich plötzlich bei den Franken einschleichenden Ballverlusten profi tierte und wieder die Oberhand gewann (54:51).
Im Schlussviertel baute Berlin ausschließlich auf seine hervorragend gestaffelte Zonenpresse, gegen die der TSV zu selten ein Gegenmittel fand. Auf der anderen Seite machten Schoeps und Niels Giffey die „Big Plays“ (64:53, 37. Minute). Diese zweistellige Führung geriet nie in Gefahr, was ALBA Berlin mit 70:57 zum ersten Finalteilnehmer des TOP4 macht.
Im Anschluss zeigte sich Henrik Rödl hochzufrieden. „Es war ein toller Kampf von beiden Seiten“, so der ALBA-Trainer. „Wir hatten am Ende den längeren Atem.“
Halbfinale: Team Urspring – Team Bonn/Rhöndorf 72:53
Die gleiche Paarung gab es bereits im Halbfinale des TOP4 im Vorjahr. Doch sollte es auch eine Wiederholung der Geschehnisse geben? Gleich im ersten Viertel zog das Team Urspring zweistellig davon, was Bonn/Rhöndorf unweigerlich in die Verfolgerrolle drängte. Die Führung sollte nie mehr wechseln – mit 72:53 (22:10, 18:11, 17:14, 15:18) ziehen die Schelkinger zum zweiten Mal ins Finale um die NBBL-Meisterschaft ein.
Während bei den Zuschauern in der brütend heißen Georg-Sehring-Halle der Schweiß schon vor Spielbeginn in Strömen floß, so tat es der Urspringer Angriffsmotor gleich nach dem Hochball. Der amtierende NBBL-Meister machte in der Verteidigung ungeheuren Druck auf den Aufbau der Rheinländer und kam zu schnellen Punkten. Nach einem Fastbreak-Dunk von Maurice Stuckey sah sich Pete Miller, Headcoach des Team Bonn/Rhöndorf, zu einer ersten Auszeit gezwungen (10:2, 4. Minute). Selbst Millers klare Worte schienen nicht zu helfen. Die Schelklinger bestimmten die Partie nach Belieben und zogen schier unaufhaltsam davon (17:2, 6. Minute). Beim Nordwest-Champ mussten mit Cedric von Düring und Fabian Thülig gleich zwei Leistungsträger mit Platzwunden am Kopf behandelt werden, was für zusätzliche Brisanz sorgte (22:10).
Erst in den zweiten zehn Minuten gab die Spielgemeinschaft Contra. Durch Thüligs belebende Rückkehr auf dem Flügel, aber hauptsächlich die defensive Präsenz von Jonas Wohlfarth-Bottermann, konnte Bonn/Rhöndorf in der Folge verkürzen und den Rückstand in den einselligen Bereich drücken (26:17, 15. Minute). In den letzten Minuten vor der Pause gab Urspring nochmals Zwischengas und erhöhte die Differenz drastisch, ehe aus Bonn/Rhöndorfer Sicht das rettende Pausenhorn ertönte (40:21).
An diesem Tatbestand sollte sich nach dem Seitenwechsel wenig ändern. Urspring schien an diesem Nachmittag schlichtweg stets einen Schritt schneller zu sein. Und sollte bei den Rheinländern auch nur der kleinste Funken Hoffnung aufkommen, so erlöschten die Youngster aus der schwäbi schen Voralb umgehend. Da Coach Felix Czerny Juniorennationalspieler Christian Standhardinger bereits in der 23. Minute auf die Bank setzte war es an Maurice Stuckey, das Ruder zu übernehmen. Der einstige MVP des „Jordan Classic 2006“ in Berlin enttäuschte nicht und ließ Dreier um Dreier durch die Reuse segeln (57:35).
Den komfortablen Vorsprung im Rücken ging Czerny großzügig seine Rotation durch und brachte früh die Youngster im Kader aufs Feld – ohne einen Qualitätsverlust zu erleiden. Zwei Minuten vor Spielende zog dann auch eine 13-köpfige Polonaise aus Urspring-Anhängern durch das Rund der Halle, während der rheinländische Tross mit Pauken und aufmundeternden Schlachtgesängen ebenso für gute Stimmung sorgte. Am Ausgang der Partie sollte sich nichts mehr ändern. Die Schelklinger hatten sich über drei Viertel einen solchen Berg an Selbstvertrauen erspielt, den Bonn/Rhöndorf im fi nalen Abschnitt nicht mehr überwinden konnte.